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Jesse Drent

ÜBER JESSE

  • Alter: 28 (Geburtstag: 23. November 1995)
  • Lebt in: den Niederlanden
  • Arbeitet als: Tricktrainer, Autor, Reiter, CEO von Nalanta & HorseWorldTV, Content Creator
  • Instagram: _jessedrent
  • Pferde: Andorra (NRPS/Araber), Macho (Shetlandpony), Antares (Andalusier), Gaio (Lusitano)

Angefangen hat alles damit, dass er seine Bilder einfach nur irgendwo online speichern wollte. Mittlerweile ist er zu einer echten Social Media-Sensation geworden und inspiriert täglich Hunderttausende von Followern. Eine Sache ist klar: Der YouTube- und Social Media-Star Jesse Drent hat die Reitwelt im Sturm erobert. In seinen mitreißenden Posts und Videos nimmt er uns in seinem Alltag mit und bringt Reiterinnen und Reiter weltweit zum Lachen, Staunen und Mitfühlen.

Was ist das Geheimnis hinter seinem Training, was sieht eigentlich positive Verstärkung im Pferdetraining aus und wie hat alles angefangen? Maya Delorez hat Jesse an einem seiner vollen (und sehr pferdigen) Tage getroffen und gelernt: Wer mit Pferden kommunizieren möchte, muss vor allem gut zuhören können…

Für jemanden der dich vielleicht noch nicht kennt: Wer ist Jesse Drent eigentlich?
Wenn ich mich selbst beschreiben müsste, dann würde ich wohl sagen, dass ich ein absoluter Pferdenarr bin! Schon seit ich zum ersten Mal mit Pferden in Berührung kam, konnte ich an nichts anderes mehr denken. Neben meiner Arbeit mit den Pferden führe ich auch ein paar Nebengeschäfte. Beim Pferdetraining arbeite ich viel mit positiver Verstärkung und versuche das auch in meinem Alltag einzubauen; also immer das Positive in allem zu sehen. Dadurch ändert sich plötzlich das ganze Mindset – und genau das ist sehr wichtig, finde ich.

Wie sieht ein typischer Tag bei dir aus?
Meine Tage unterscheiden sich oft, aber ich würde sagen, dass der Hauptfokus schon auf dem Trainieren meiner Pferde liegt. Danach kümmere ich mich oft um Social Media und nehme zum Beispiel Content für Instagram oder meinen YouTube-Kanal auf. Ich habe auch mein eigenes Unternehmen, Nalanta Equipment, das mir sehr am Herzen liegt! Wir verkaufen gebisslose Trensen, Halsringe, meine Bücher und anderes Equipment.

Also kümmere ich mich zum Beispiel am Morgen oder am Nachmittag um den Onlineshop, arbeite an neuen Produkten oder beantworte Mails. Ich habe auch eine Person im Team, die mir bei der Büroarbeit hilft.

Am Wochenende gebe ich oft Trainings, halte Lehrgänge oder bin auf Shows in den Niederlanden und anderen angrenzenden Ländern. Matt und ich haben auch unsere eigene Plattform HorseWorldTV, für die wir meistens einmal im Monat filmen. Das ist auch immer sehr cool, weil ich viel dabei lerne. Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich durch HorseWorldTV viele interessante Leute treffen und tolle Orte besuchen kann. Und das Beste daran ist, dass wir nicht nur unterhaltenden, sondern auch lehrreichen Content produzieren. Das freut mich sehr!

Ich habe einen vollen Zeitplan, aber genau so gefällt mir das. Ich habe schon so gut wie immer sieben Tage die Woche gearbeitet, doch irgendwie hat es sich noch nie wirklich wie richtige „Arbeit“ angefühlt. Wenn ich dann mal einen freien Tag habe, dann weiß ich gar nicht, was ich mit mir anfangen soll, haha.

Wie haben sich Matt und Jesse kennengelernt?
Das ist eine ziemlich lustige Geschichte. Ich war zu der Zeit schon lange auf Social Media aktiv, aber war da noch sehr jung und wusste nicht genau, was ich mit meinen Fotos machen soll. Um sie alle am selben Ort zu sammeln, habe ich dann angefangen, sie hochzuladen. Nach einer Weile haben Leute angefangen, mir zu folgen – darunter auch Matt. Aber nach einiger Zeit hat er mich entfolgt, weil ich zu viel gepostet habe und ihn das genervt hat. Als er mir dann nach ein paar Jahren wieder gefolgt ist, hatte ich tatsächlich mehr Follower als er, sodass er mich und ein paar andere Leute gefragt hat, ob wir für Promotions usw. zusammenarbeiten möchten. Da sind wir dann in Kontakt gekommen und sind es bis heute geblieben. Drei Monate später war er in Europa und kam in die Niederlande. Jetzt hat er zwar viel mehr Follower als ich, aber so war das nicht immer, haha. Ich finde das echt funny!

In deinem Pferdetraining arbeitest du ja viel mit positiver Verstärkung. Wie würdest du diese Herangehensweise jemandem erklären, der davon vielleicht noch nie gehört hat?
Es ist zwar nicht immer einfach, aber ich versuche immer zu denken: Das Pferd möchte das Richtige tun; das Pferd möchte das tun, worum ich es bitte. Da Pferde aber nicht mit Worten nachfragen können, wenn sie etwas nicht ganz verstanden haben, müssen sie es einfach oft probieren. Jedes Mal, wenn ein Pferd also etwas versucht, ist das ein Schritt in die richtige Richtung – auch wenn es nicht genau das war, wonach ich gefragt habe. Das bedeutet, dass man sein Pferd jedes Mal belohnen und loben soll, wenn es einen Schritt in die richtige Richtung macht. Bei der Arbeit mit positiver Verstärkung ist also wirklich der Weg das Ziel!

Positive Verstärkung hat den Vorteil, dass dein Pferd aufgeschlossener wird und sich eher auf neue Dinge einlässt. Es wird selbstbewusster und hat keine Angst davor, Fehler zu machen. Eine ähnliche Situation kennen wir wohl alle aus der Schule: Stell dir vor, du beantwortest eine Frage deiner Lehrerin falsch und sie wird daraufhin wütend. Würdest du dann noch einmal versuchen, eine Frage zu beantworten? Wahrscheinlich nicht.

Durch positive Verstärkung wird dein Pferd selbstbewusster – und das Training macht mehr Spaß!

Es ist eigentlich ganz logisch, aber nicht immer so leicht. Vor allem wenn etwas, das gestern noch total einfach war, heute plötzlich nicht mehr klappen will. Aber dafür gibt es immer einen Grund, das darf man nie vergessen.

Du reist für deine Auftritte mit deinen Pferden durch ganz Europa. Passieren bei deinen Auftritten oft unerwartete Dinge und wie gehst du damit um?
Wenn ich die Arena betrete, dann habe ich oft keine Ahnung, was passieren wird. Manchmal können meine Pferde sehr energiegeladen sein, manchmal haben sie eher weniger Lust. Wenn ich mit meinem Pony auftrete, dann achte ich auf jeden Fall immer darauf, dass alles sicher und abgesperrt ist. Einmal gab es bei einem Auftritt nämlich nur einen kleinen Dressurzaun und er ist einfach drübergesprungen und ausgebüxt! Ein anderes Mal waren wir in einer großen Halle mit wunderschöner Blumendeko. Da hat er sich dann in einem der großen Bildschirme selbst gesehen und gedacht, dass das ein anderes Pferd wäre. Er ist losgerannt und über den Zaun direkt in die Blumen reingesprungen, haha.

Wenn ich ein Headset anhabe, ist das kein Problem, weil ich dem Publikum dann erklären kann, was los ist und wie ich die Situation lösen werde. Ich denke, dass viele Leute sich in solchen Situationen auch wiedererkennen können. Manchmal können Pferde eben ein bisschen stur oder frech sein.

Wenn ich jedoch kein Headset trage und nur fünf Minuten mit Musik und Licht auftreten soll, dann wird es schwieriger, wenn etwas schiefgeht.

Es ist also nicht immer witzig, wenn etwas schiefläuft. Aber ich bin mir sicher, dass das Publikum das ab und zu ganz gerne sieht, haha!

Was ist das Wichtigste, das du durch die Auftritte mit deinen Pferden gelernt hast?
Da ich während den Shows oft eben durch ein Headset mit dem Publikum kommuniziere, gehe ich in ganz kleinen Schritten vor, damit man mir gut folgen kann. Das bringt mich selbst auch in ein ganz anderes Mindset, in dem ich mehr über meine eigenen Pferde lerne und darüber, warum sie sich verhalten, wie sie es tun. Ich liebe es auch, andere zum Training mit positiver Verstärkung inspirieren zu können. Auch eine wichtige Erkenntnis: Meine Pferde und ich sind ein Team, haben Spaß und genießen es! Ich glaube, manchmal brauchen wir alle einen kleinen Reminder, dass das Wichtigste ist, dass wir mit unseren Pferden Spaß haben.

Das Wichtigste ist, dass wir mit unseren Pferden Spaß haben.

Auf welche Eigenschaften achtest du bei einem Pferd, bevor du mit dem Training beginnst? Welche Eigenschaften machen ein gutes Showpferd aus?
Die Pferde, mit denen ich jetzt arbeite, sind ganz zufällig in mein Leben gekommen. Bisher ging es also eigentlich immer nur um ein gutes Bauchgefühl und nicht um die typischen anderen Faktoren, die bei einem Pferdekauf vielleicht eine Rolle spielen. Doch an sich denke ich, dass jedes Pferd für Tricktraining geeignet sein kann. Man muss ihnen nur dabei helfen, sich dafür zu öffnen. Aber wenn ich jetzt auf der Suche nach einem neuen Pferd wäre, dann würde ich auf jeden Fall ein lebhaftes, spielerisches Pferd wählen. Es hilft sehr, wenn es dem Pferd nichts ausmacht, dass man manchmal auch „verrückte“ Sachen macht.

War es mit irgendeinem deiner Pferde etwas schwieriger zu arbeiten?
Ich habe einen Andalusier, der am Anfang etwas aggressiv war. Er hatte leider keinen guten Start ins Leben. Ich glaube, dass die Leute, von denen ich ihn gekauft habe, ziemlich hart mit ihm umgegangen sind. Aber im letzten Jahr haben wir viel trainiert und waren auf Shows und er hat sich wirklich weiterentwickelt. Das Schwierige an ihm ist, dass sich manchmal wie ein Schalter bei ihm umlegt und er dann völlig blockiert. Das macht es dann sehr schwer für mich, mit ihm Kontakt aufzubauen. Doch die meiste Zeit über ist er sehr lieb und ein sehr angenehmes Pferd!

Ich habe auch ein Pferd, das früher mal bei Stierkämpfen geritten wurde. Bei ihm ist es schwierig, dass er manchmal von Null auf Hundert gehen kann. Ich würde ihm gerne dabei helfen, sich besser zu fühlen und entspannen zu können, ohne ihn total zu verändern. Mein Hauptziel ist es immer, dass meine Pferde bei jedem Training und Ritt mit mir glücklich sind!

Vor einiger Zeit hast du deinen letzten Auftritt mit deinem Pferd Andorra auf YouTube geteilt. Kannst du beschreiben, was Andorra dir bedeutet?
Andorra bedeutet mir einfach alles. Jeden Abend, wenn ich ihr eine gute Nacht wünsche, dann sage ich immer extra deutlich „Gute Nacht, wir sehen uns morgen!“ Weil ich einfach ganz sicher gehen möchte, dass sie am Morgen noch da sein wird. Sie wird nun mal älter und es macht mir große Angst, dass sie eines Tages nicht mehr da sein wird. Ich habe so viel Zeit mit ihr verbracht und sie war immer für mich da, schon als ich ganz jung war. Mit ihr habe ich alles gelernt, was ich heute kann. Dafür bin ich ihr sehr dankbar. Und ich stehe auch irgendwie in ihrer Schuld. Denn wenn sie nicht bei den ganzen Auftritten dabei gewesen wäre, dann würde ich heute wohl echt nicht das machen, was ich mache. Sie ist ein besonderes Pferd mit einer ganz besonderen Aura. Ich liebe natürlich alle meine Pferde, aber Andorra hat einen besonderen Platz in meinem Herzen. Und sie ist noch immer sehr lebhaft und spielerisch!

Worauf freust du dich im Moment am meisten? Hast du etwas Besonderes geplant?
Worauf ich mich am meisten freue ist es, neue Produkte zu entwickeln und – natürlich – auf viele weitere Shows! Das liebe ich einfach so sehr! Ich hätte auch Lust auf spektakulärare Shows mit Special Effects, Musik und einer Lichtshow. Etwas richtig Außergewöhnliches, Besonderes! Ich habe zwar dahingehend noch nichts Genaueres geplant, aber ich hoffe wirklich, dass es klappt. Ich arbeite auf jeden Fall daraufhin.

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