Bereiterin auf 5* Niveau

Q&A mit Callie Menut

Vor einiger Zeit haben wir uns an unsere Community gewandt und euch gefragt, welche Fragen ihr einer professionellen Bereiterin stellen würdet, wenn ihr jemals die Gelegenheit dazu hättet. Und dann haben wir sie von Callie Menut beantworten lassen, einer professionellen Bereiterin auf 5* Niveau aus der Schweiz. In dieser exklusiven Q&A-Session gibt sie einzigartige Einblicke in das Leben einer Bereiterin und verrät wertvolle Tipps für alle, die sich für diesen Beruf interessieren. Jetzt lesen!


💡Infobox: Was macht man als Bereiter:in?

Professionelle Turnierreiter:innen treten häufig mit mehreren Pferden an, weswegen sie nicht jedes der Pferde täglich selbst trainieren können. Hier kommen Bereiter:innen ins Spiel: Sie sind zu Hause im Stall für die Betreuung, Pflege und das Training der Pferde zuständig. Sie nehmen nicht selbst mit den Pferden an Turnieren teil, sondern kümmern sich um Aus- und Weiterbildung der Pferde im Hintergrund. Im Englischen werden sie “flat rider” genannt, von “flatwork”, der grundlegenden Dressurarbeit.


Q&A mit Callie Menut

1. Was ist der Unterschied zwischen einer Bereiterin und einem Groom?

Callie: Als Bereiterin verbringe ich den Tag hauptsächlich mit dem Reiten, während sich ein Groom auf die Pflege des Pferdes konzentriert.

2. Warum hast du dich für den Beruf als Bereiterin entschieden und bist nicht selbst professionelle Turnierreiterin?

Callie: Um ehrlich zu sein, war es immer mein Traum, selbst Turniere zu reiten, und es ist immer noch eines meiner langfristigen Ziele! Aber weil ich gut reiten kann, habe ich Jobs in hochrangigen Ställen bekommen. Ich habe mich also entschieden, meine Stärken zu nutzen, um sozusagen einen Fuß in die Tür zu bekommen und so viel Zeit wie möglich mit guten Pferden und guten Menschen zu verbringen. Meiner Meinung nach ist das der beste Weg, um sich selbst als Reiterin zu verbessern.

3. Was hättest du gerne gewusst, bevor du als Bereiterin angefangen hast?

C: Ich bin eigentlich ohne konkrete Erwartungen reingerutscht. Ich war einfach unfassbar glücklich, dass Leute mir vertraut haben, ihre Pferde zu reiten. Natürlich hängt das vom jeweiligen Stall ab, aber man muss sich darauf einstellen, dass gute Kommunikation für eine Bereiterin das A und O ist. Du reitest die Pferde zu Hause, während der Turnierreiter und der Turniergroom auf einem Turnier sind oder arbeiten. Also musst du sie über dein Gefühl bezüglich der Pferde informieren und auf dem Laufenden halten und einen guten Plan aufstellen, damit die Pferde fit und körperlich/geistig bereit für das Turnier sind!

4. Die wichtigste Eigenschaft, um als Bereiterin Erfolg zu haben?

C: Naja, das klingt vielleicht logisch, aber man muss wirklich gut reiten können. Außerdem sollte man in der Lage sein, sich auf jedes Pferd und jeden Reiter einzustellen. Die Pferde sollten sich geistig und körperlich wohlfühlen, genügend Fitness und Rittigkeit haben. Schau dir die Videos von den Ritten deiner Pferde auf dem Turnier an und sprich mit deinem Reiter darüber, um zu erfahren, woran du zu Hause arbeiten kannst.

5. Der schwierigste Teil deines Jobs?

C: Nicht selbst Turniere zu reiten! (lacht) Ne, aber im Ernst: Ich persönlich kämpfe damit, dass ich ständig alles hinterfrage, was ich tue. Wenn sich die Pferde nicht so entwickeln, wie man es sich vorgestellt hat, oder wenn die Ergebnisse ausbleiben, stellt man sich 10.000 Fragen, was man ändern oder verbessern kann. Es spielen viele Faktoren eine Rolle, also ändere immer nur eine Sache auf einmal, sonst weißt du nicht, was funktioniert oder nicht funktioniert.

6. Was magst du am meisten an deinem Job?

C: Ich liebe es einfach, auf einem Pferd zu sitzen, mein Körper und mein Geist entspannen sich und ich kann mich voll und ganz auf den Moment konzentrieren. Ich liebe es, wenn sich die Pferde in meiner Obhut wohlfühlen und gut aussehen, und ich liebe es, die bestmögliche Routine für sie zu schaffen. Und ich bin ziemlich wettbewerbsorientiert, also gefällt es mir natürlich, wenn sie auf dem Turnier gut abschneiden!

7. Wie viel Pferde reitest du am Tag/in der Woche?

C: Normalerweise so 6-9 Pferde am Tag.

8. Kannst du davon leben?

C: Ja. Und wenn ich an einem warmen Tag zwischen 6 und 7 Uhr morgens auf das erste Pferd steige und auf die Galoppbahn gehe, frage ich mich wirklich, wie ich so viel Glück haben konnte, und ob das wirklich mein Job ist!

9. Reitest du nur, oder kümmerst du dich auch ums Füttern/Putzen/Misten?

C: Ich reite hauptsächlich, aber wir sind ein kleines Team und helfen uns gegenseitig, wenn es nötig ist. Und auszumisten kann eine wirklich gute Gelegenheit zum Nachdenken sein!

10. Wie sieht ein ganz normaler Tag bei dir aus?

  • C: 5:45 Uhr: Aufstehen. Ich bin ein Morgenmensch und erledige gerne E-Mails oder Papierkram, damit ich mich dann aufs Reiten konzentrieren kann, ohne zu viel am Telefon zu sein. Frühstück ist auch ein Muss!
  • 7-13 Uhr: Ich bereite mein erstes Pferd vor und beginne zu reiten. Am Vorabend mache ich einen Plan für jedes Pferd und schreibe ihn auf, damit die Grooms sie fertig machen können, wenn sie Zeit haben.
  • 13.00-15.00 Uhr: Ich reite mein Pferd und esse schnell zu Mittag.
  • 15.00-17.30 Uhr: Entweder habe ich noch ein paar Pferde zu reiten oder ich kümmere mich ein bisschen ums Stallmanagement.
  • …aber das ist natürlich nur die Theorie: Wie in vielen Ställen machen wir oft Überstunden, da oft unvorhergesehene Dinge passieren.

11. Wie hast du deinen jetzigen Job gefunden?

C: Einen Job zu finden, hängt ganz davon ab, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, aber auch von Kontakten und vergangenen Erfahrungen in verschiedenen Ställen. Ich kenne die Larocca-Familie schon seit vielen Jahren, wir wohnen in derselben Gegend und ich habe ihnen vor 10 Jahren geholfen, als ich noch zur Schule in Genf ging und Ferien hatte. Meine Mutter Karen Stevenson hat außerdem die Larocca-Kinder viele Jahre lang trainiert.

12. Ich habe die Motivation zum Reiten verloren, wie finde ich sie wieder?

C: Ich hatte tatsächlich auch eine Phase, in der ich mit dem Reiten aufhören wollte. Du solltest versuchen zu analysieren, warum du dich so fühlst. Persönlich schreibe ich gerne Dinge auf und mache Listen! Versuche herauszufinden, was dich glücklich macht oder stört, und warum du überhaupt angefangen hast zu reiten. Fehlt dir die Motivation wegen des Reitens an sich? Oder gibt es andere Faktoren, wie die Menschen, die du im Stall triffst? Die Atmosphäre? Fehlt es dir an Selbstbewusstsein oder bist du erschöpft? Wenn du verstehst, woher dieses Gefühl kommt, wirst du klarere Antworten darauf haben, was als Nächstes zu tun ist. Und manchmal ist es einfach hilfreich, einen Schritt zurückzutreten und einfach nur Zeit mit deinem Pferd zu verbringen – das ist oft das beste Mittel!

13. Wie hältst du dich neben dem Reiten fit und flexibel?

C: Diese kräftigen Pferde zu reiten hält einen schon ziemlich fit! Wenn ich das Gefühl habe, nicht genug Bewegung zu bekommen, gehe ich gerne laufen oder in die Berge. Wobei ich das vor allem mache, um meinen Kopf freizubekommen, als um Fitness aufzubauen. Flexibilität… daran müsste ich wirklich mehr arbeiten. Manchmal dehne ich mich, aber es fällt mir schwer, es wirklich regelmäßig in meine Routine einzubauen.

14. Haben einige deiner Pferde Probleme mit geringer Energie und was kann man dagegen tun?

C: Zunächst einmal würde ich das mit dem Tierarzt besprechen und einen Bluttest durchführen lassen, um sicherzustellen, dass körperlich alles in Ordnung ist. Danach würde ich das Futter und die Ergänzungen anpassen – dein Tierarzt oder Ernährungsexperte wird dir helfen, die beste Ernährung für dein Pferd zu finden. Dann sorge dafür, die Arbeit abwechslungsreich zu gestalten. Das ist sehr wichtig für die allgemeine Fitness und Gesundheit deines Pferdes und auch, um seine Moral aufrechtzuerhalten. Du könntest einen wöchentlichen Plan erstellen und mehr Ausritte im Gelände oder Galoppstrecken einbauen. Versuche, etwas zu finden, was dein Pferd mag! Genauso wie in der Schule sind manche Kinder nicht so motiviert, bis sie einen netten Lehrer finden, der eine unterhaltsame Art des Lernens und Übens gefunden hat.

15. Mein Pferd ist verletzt. Hast du Tipps, wie man mental mit diesem Rückschlag umgeht?

C: Pferde sind sehr feinfühlig und merken emotionale Schwankungen ihrer Reiter sofort. Daher solltest du bedenken, dass du eine Verantwortung ihm gegenüber hast – seine Stimmung hochzuhalten ist wichtig, also solltest auch du positiv bleiben. Aber klar, jeder, der Pferde liebt, wird natürlich von einer Verletzung seines Pferdes betroffen sein. Geduld und Planung sind hier essenziell. Erstelle gemeinsam mit deinem Tierarzt einen Plan, um den Heilungsverlauf zu überwachen. Dadurch bekommst du einen Zeitrahmen und kannst kleine Ziele setzen, die dich Schritt für Schritt voranbringen werden!

Callie, vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, die Fragen unserer Community zu beantworten. ❤️

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