Top of the pageSkip to main content

Frederic Wandres erklärt

Ein Pferd auf Grand Prix-Niveau bringen

Was macht ein Grand Prix-Pferd aus, und was braucht es, um ein Pferd auf dieses Niveau zu bringen? Dressurreiter und Olympiasieger Frederic Wandres teilt seine Gedanken dazu.

Ellinor

Thu 23 Oct - 25

Grand Prix – die höchste und anspruchsvollste Klasse im Dressur- und Springreiten. Doch wie bringt man ein junges Pferd im Dressursport auf Grand Prix-Niveau? Frederic Wandres, deutscher Dressurreiter und Olympiasieger, hat schon viele Pferde auf dieses Level gebracht – fragen wir doch mal ihn. 


Du hast schon viele junge Pferde bis auf Grand Prix-Niveau ausgebildet. Was braucht es dafür?

„Vor allem Zeit und Geduld. Zu Beginn meiner Karriere sagte meine Trainerin, die Bundestrainerin Monica Theodorescu, einmal: „Es gibt kein Pferd, das zu spät in den Grand Prix kommt. Im Gegenteil, die meisten sind zu früh dran.“ Man muss wirklich viel Zeit investieren. Je mehr Druck man auf ein Pferd ausübt, schnell ans Ziel zu kommen, desto mehr riskiert man, zu scheitern. Ich habe viele Pferde gesehen, die als Jungpferde sehr gut waren, aber das Niveau nicht halten konnten. Wenn ich also beschließe, ein Pferd auf Grand Prix-Niveau zu bringen, gebe ich ihm die Zeit, die es braucht. Manchmal muss man seine Ziele um ein Jahr oder zwei verschieben, wenn man merkt, dass das Pferd noch nicht bereit dafür ist. Aber wenn man das große Ganze betrachtet, sind diese zusätzlichen Jahre nichts.

Frederic vergleicht die Ausbildung eines Pferdes mit der Erziehung eines Kindes.

„Man muss ruhig, geduldig und bereit sein, viel zu wiederholen. Es ist enorm wichtig, die Grundlagen nicht zu vernachlässigen. Diese müssen solide sein, erst dann kann man darauf aufbauen. Wenn es Probleme bei den Grundlagen gibt, begleiten diese einen bis zum höchsten Niveau. Man muss ehrlich zu sich selbst sein: Gibt es wirklich keine Probleme auf der aktuellen Stufe? Sind wir tatsächlich bereit, den nächsten Schritt zu gehen? Denn wenn nicht, werden diese Probleme später nur noch größer.“


Welche Eigenschaften sind bei einem Pferd besonders wichtig, um es auf Grand Prix-Niveau zu bringen?

„Für mich gibt es drei wichtige Punkte, auf die ich bei einem jungen Pferd achte:

  • Der Schritt: Ein guter versammelter und guter starker Schritt ist essenziell.

  • Die Hinterhand: Wie arbeitet die Hinterhand? Kommt sie gut unter den Körper? Ist sie aktiv? Eine aktive Hinterhand erleichtert die Arbeit enorm.

  • Die Einstellung: Das ist der wichtigste Punkt. Das Pferd muss bereit sein, mit dir zu arbeiten. Man braucht kein Pferd mit den spektakulärsten Bewegungen – entscheidend ist die Bereitschaft, mitzumachen. Am Ende zählt vor allem, was beim Pferd im Kopf passiert.“

 

Was sind die wichtigsten Schritte in der Ausbildung eines jungen Pferdes Richtung Grand Prix?

„Jedes Alter hat seine Meilensteine. Mit sechs Jahren beginnt man zum Beispiel mit den fliegenden Galoppwechseln, mit sieben kommen erste Pirouetten dazu und so weiter. Aber es ist wichtig, das Training an jedes Pferd individuell anzupassen. Manche lernen die fliegenden Wechsel schon mit fünf, andere erst mit sieben. Man muss dem Pferd zuhören und auf seine Bedürfnisse eingehen. Der Schlüssel zum Grand Prix ist, wenn die Versammlung sitzt. Bei der Intermediaire II, wo wir den versammelten Schritt, halbe Tritte oder vielleicht etwas Piaffe im Vorwärts abfragen, sind wir dem Grand Prix schon sehr nah. Der Schritt von Intermediaire II zu Grand Prix ist riesig, aber wenn das Pferd die Intermediaire II gut beherrscht, ist man schon auf einem guten Weg.“


Wie fühlt es sich an, wenn ein Pferd, das du ausgebildet hast, endlich Grand Prix-Niveau erreicht?

„Das ist zwar nicht ein bestimmter Moment, an dem das passiert. Aber der Tag, an dem man alle Lektionen beherrscht, fühlt sich ein bisschen an wie: „Okay, der Grundstein ist gelegt. Jetzt müssen wir an der Stärke arbeiten, damit das Pferd die Kraft hat, alles durchzuhalten.“ Grand Prix-Prüfungen sind extrem anspruchsvoll. Deshalb ist es wichtig, an der Ausdauer des Pferdes zu arbeiten. Schritt für Schritt werden die Ausführung und die Qualität der Lektionen immer besser.“

Frederic denkt an Pferde, die mit den Jahren immer besser geworden sind, und nennt einige seiner Spitzenpferde als Beispiel: Duke of Britain (WM 2022) und Bluetooth OLD (EM 2023, Olympische Spiele 2024, EM 2025).

„Mein erstes internationales Grand Prix mit Duke bin ich geritten, als er elf Jahre alt war. Aber sein bestes Grand Prix lief er mit 17. Es hat so lange gedauert, bis wir unser höchstes Niveau erreicht haben. Mit Bluetooth ist es genauso: Er ist jetzt sehr gut, aber ich hoffe und weiß, dass er mit den Jahren noch besser wird. Man muss einander in- und auswendig kennen. Je länger man miteinander arbeitet, desto besser wird es.

Shoppe Frederics Style

Skip to after slider
Skip to before slider